Ravensbrück – ganz persönliche …

 Der Leistungskurs-Geschichte des 13. Jahrgangs der Gutenberg-Schule besuchte vom 10.10.-13.10.2016 die KZ-Gedenkstätte Ravensbrück. Der Kurs teilte sich in verschiedene Arbeitsgruppen auf und recherchierte vor Ort zu ausgewählten Themenbereichen, die demnächst auf einer separaten Homepage im Rahmen des Wettbewerbs „Denktag“ der Konrad-Adenauer-Stiftung vorgestellt werden.

Ravensbrück – ganz persönliche Einblicke

von Vivian Eberhardt

Hier standen wir also. 9 Schüler, die mit der Tatsache konfrontiert sind, auf dem Gelände eines früheren Vernichtungslagers zu übernachten. In den damaligen Unterbringungen der Aufseherinnen. 4 Tage, 3 Nächte. In einigen weckte es Unbehagen, Zweifel. Doch klar war uns allen: Man wird sich diesem Ort nicht entziehen können.

Die Schlüssel für die Herberge waren schnell besorgt und wir zogen ein. Sobald die Zimmer betrachtet wurden, fühlte es sich nicht mehr wie ein KZ an. Nein, es war eher wie eine ganz normale Klassenfahrt, bei der die Betten bezogen, die Schränke eingeräumt und die Süßigkeiten verteilt wurden. Nichtsahnend, dass in denselben Zimmern einmal Mörder und Mitläufer hausten.

Von der Herberge selber gab es Kameras, womit wir die Gegend “erkunden“ konnten. Sofortige Konfrontation mit dem Umfeld. Die Schüler teilten sich in kleine Gruppen auf, um eigene Eindrücke sammeln zu dürfen. Denn diese ließen nicht lange auf sich warten. Dort, wo vor nicht allzu langer Zeit noch Baracken standen, in denen Menschen in unwürdigen Umständen und Situationen hausten, wirkten wir wie erstarrt. Als wenn man den schwarzen Boden, diese schwarzen Steine, die so unglaublich laut unter der Sohle knarrten, betrat und sich alles in Zeitlupe abspielte. Unendlich kommt einem diese Weite vor. Es weht kein Wind, niemand sprach ein Wort, kein Vogel wagte die Atmosphäre zu zerstören. Auf einmal sieht man vor Augen Schwarz-Weiß-Bilder umherfliegen und man realisiert: Hier sind Menschen gestorben.

Der ganze Ort schrie nach Tod und Verderben. Er schrie dir förmlich seinen ganzen Schmerz ins Gesicht. Immer und immer lauter, bis man beschließt, den ersten Schritt zu wagen. Dort verstummt der Schrei und wird zu einem kleinen hilflosen Wimmern, als wenn dir dieser Ort sagen wollte: „ Bleib ja dort stehen, tu es dir nicht an, ich habe schon zu viele Menschen Leiden sehen.“

Doch man traut sich auch den zweiten Schritt. Warum? Die Neugierde keimt auf. Dieser Fleck Erde ist gleichermaßen erschreckend als auch polarisierend. Was steckt wirklich dahinter? Stimmt das so, was wir in der Schule lernen? Es treibt einen an, mehr in Erfahrung zu bringen, obwohl einem durchaus bewusst ist, dass die Antwort darauf, wahrscheinlich nicht die ist, die man eigentlich haben möchte.

Mit nun mehr Selbstvertrauen geht man die Sache an. Die Emotionen sind dort ganz unterschiedlich. Manche stehen vor dem Krematorium und ringen mit sich selbst hineinzugehen, wobei andere in Tränen ausbrechen, wenn sie in dem Zellenblock die künstlerischen Ausmaße betrachten, die die Häftlinge zurückgelassen haben. Es gibt jedoch auch diejenigen, die einfach still in sich hineindenken und die Stütze für die anderen darstellen. Aber auch hier stellt sich die Frage: Kann man hier überhaupt stark bleiben?

Eines jedoch steht fest, dass dieser Ort für die Überlebenden, die hier Freunde, Familie oder vielleicht die Liebe ihres Lebens verloren haben, die Tag und Nacht sowohl physische als auch psychische Qualen durchlitten haben, die, die uns das hier hinterlassen, ein wesentlicher Gedenk- und Mahnort ist und dies sollten wir mit jeder Faser unseres Körpers respektieren.