Nachlese – Exkursion des Geschichtsleistungskurses

in die Berlinische Galerie und in das Museum für Fotografie „Frei. Radikal. Revolutionär.“ – So lautete der Titel eines Workshops in der Berlinischen Galerie, den der Geschichtsleistungskurs 13 (Hr. Eichelbaum) am 06.12. besuchte. Im Rahmen der aktuellen Ausstellung „Die Kunst der Novembergruppe 1918–1935“ beschäftigten sich die Schüler/innen mit verschiedenen Gemälden und Plastiken der Ausstellung, u.a. von Otto Dix, George Grosz, Paul Klee oder Rudolf Belling. Vor Ort diskutierten wir die Perspektiven des Freiheitsbegriffes und das Spannungsverhältnis zwischen Kunst und Politik. Schnell stellten die Teilnehmenden fest, dass diese neuen Ausdrucksmöglichkeiten in der Kunst eine Befreiung darstellten, ein Loslösen vom Geist der Bilder eines Anton von Werner oder Adolph v. Menzel und damit einen Pluralismus in der Kunst ermöglichten. Nicht mehr Untertanengeist und politischer Konformismus, sondern ein neues Freiheitsempfinden breitete sich aus. Beeindruckt zeigten sich die Schüler besonders vom Gemälde „Die Stützen der Gesellschaft“. Das Ölgemälde von George Grosz entlarvt die Weimarer Verhältnisse und schmückt seit Generationen die Geschichtsbücher. Jetzt also stehen die Schüler vor dem Ölgemälde und realisieren die Ausmaße (200 x 108cm), realisieren die Kraft der Kunst und erfahren gleichsam den Ursprung der Kreativität. Kompetent und schwungvoll wurden wir durch die Ausstellung geleitet und am Ende sind wir selbst kreativ tätig geworden und haben den Freiheitsbegriff künstlerisch visualisiert. Mit einem weißen Blatt, zahlreichen Wachsmalstiften und vielen Ideen im Kopf ausgestattet, ließen wir unserer Kreativität freien Lauf. Nach diesem beeindruckenden Workshop besuchten wir noch das Museum für Fotografie und die Ausstellung „Berlin in der Revolution 1918/19“. Zahlreiche Fotografien von Willy Römer dokumentieren die Geschehnisse rund um die Novemberrevolution und erlauben dramatische und intime Einblicke in diese explosive Zeit. Die Barrikadenkämpfe im Zeitungsviertel, Momentaufnahmen von Philipp Scheidemann oder die Beisetzungen von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht sorgten für staunende Gesichter vor den ausgestellten Fotografien. Neben den Lichtbildern bestaunten wir auch die zahlreichen Plakate, welche den Zeitgeist jener Jahre dokumentieren. So nahmen die Schüler zur Kenntnis, dass in den diffusen politischen und ökonomischen Zeiten nach dem Ersten Weltkrieg die Kunst einen zentralen Zufluchtsort darstellte. Dass die Kunst auf politische Verhältnisse reagieren muss, sie kommentieren und kritisieren sollte und gleichsam immer wieder neue Ausdrucksmöglichkeiten findet, machte die Beschäftigung mit diesem Thema, an jenem 06.12., so anregend und nachhaltig.

Eindringliche Blicke verfolgen die Formen, die Linien, die abstrakten Wege des Pinsels. Keiner, der nicht die Augen auf die Leinwand presst, um auch die Intensität der Farben zu schmecken. Wer lässt sich von der Monumentalität eines Anton von Werner täuschen? Wer betrachtet die tätowierte Dame von Otto Dix als Ausdruck von Emanzipation? Wer sieht in Piet Mondrians Gemälden ein obskures Spiel mit den Formen und in Paul Klees Malerei eine antiakademische Grundhaltung?
Wir verpflichten uns nicht zum Sehen-Müssen, sondern zum Sehen-Wollen, zum Dialog mit der Kunst.
[R.E.]