Nachlese zum Besuch des Theaterstückes „Ab heute heißt du Sara – 33 Bilder aus dem Leben einer Berlinerin“

„Ich aber war wie besessen von der Idee, dass Vergleichbares nie wieder geschehen dürfe. Dass Menschen anderen Menschen das Recht auf Leben streitig machen könnten – ganz gleich welcher Hautfarbe, welcher Religion, welcher politischen Einstellung, nicht hier und nicht anderswo. Und um dieses Zieles wegen gilt es, die Wahrheit zu wissen, die ganze Wahrheit.“
(Inge Deutschkron in ihrer Rede anlässlich der Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus im Deutschen Bundestag, 2013 – https://www.tagesschau.de/inland/deutschkorn-rede100.html)

Nachlese zum Besuch des Theaterstückes „Ab heute heißt du Sara – 33 Bilder aus dem Leben einer Berlinerin“

Die Schüler*innen der Klasse 10d und die Schüler*innen des WPU-B Theaterkurses Klasse 10 haben am 09.02.2023 das großartige GRIPS Theater besucht und sich das beeindruckende Stück „Ab heute heißt du Sara“ angesehen. Die Handlung des Theaterstückes basiert auf der Autobiografie “Ich trug einen gelben Stern“ von Inge Deutschkron (1922-2022). Volker Ludwig, Detlef Michel und Hansgeorg Koch haben die unvergesslichen Texte und Melodien geschaffen und das Stück erstmalig am 09.02.1989 auf die Bühne gebracht. 34 Jahre später saßen wir nun im Theater, um der Inszenierung zu folgen.
An diesem Abend changierten die Darstellenden zwischen ihren leidenschaftlichen Texten und eingängigen, aber vor allem nachdenklich stimmenden Liedern und Melodien. Großartig in ihren Rollen traten u.a. die vielseitige Jennifer Breitrück (als Inge), die wunderbare Regine Seidler (als Mutter Ella), die ausdrucksstarke Hanna Petkoff (als Lisa Holländer und Frau Hohenstein), der unverwüstliche Dietrich Lehmann (als 1. Polizeibeamter und vor allem als Otto Weidt) und die wandlungsfähige Ester Daniel (u.a. als Frau Gumz, als Frau Garn) an diesem Abend auf und machten aus diesem Theaterbesuch ein unvergessliches Erlebnis. Der Journalist Friedrich Luft schrieb am 11.02.1989, zwei Tage nach Uraufführung des Stückes, in der Berliner Morgenpost: „Die Schauspieler treffen den heute fast unbegreifbaren Ton dieses geschichtlichen Panoramas … Das GRIPS Theater hat etwas fast undarstellbar Schweres gewagt. Es hat wieder gewonnen.“
Inge Deutschkron lag dieses Theaterstück sehr am Herzen. Oft stand sie nach diversen Inszenierungen selbst auf der Bühne und appellierte leidenschaftlich an die Zuschauenden, nicht wegzuschauen, wenn Antisemitismus und Rassismus wieder salonfähig werden. Wir spürten alle sehr schnell, dass es sich nicht nur einfach um einen Theaterbesuch handelte, sondern der Besuch auch mit einem Auftrag verbunden war und ist, für das Anliegen der Inge Deutschkron einzutreten und ihrem Erbe gerecht zu werden.
Mit diesen Gedanken im Gepäck traten die Schüler*innen und Lehrenden nach der dreistündigen Inszenierung ihren Heimweg an und manch einer wird mit Sicherheit den einen oder anderen Text (inklusive der dazugehörigen Melodie) im Kopf behalten haben:
„[…]
Es lebe das Chaos, der Freiheit wildes Fest
Es lebe das Chaos, ein Leben nach der Pest
Es lebe das Chaos, der Strom der Phantasie
Es lebe das Chaos, ein Hoch der Anarchie […]“ [Lied: „Es lebe das Chaos“]

Wir danken dem GRIPS Theater für dieses nachhallende Theatererlebnis.

R. Eichelbaum