Auf den Spuren des Mittelalters

Nachlese zur Exkursion der Geschichtsleistungskurse des 12. Jahrgangs nach Jüterbog

Am 22.11.2018 reisten die beiden Geschichtsleistungskurse des 12. Jahrgangs (Fr. Dahlhoff/ Hr. Eichelbaum) in die brandenburgische Stadt Jüterbog. Nach einer Stunde Zugfahrt kamen wir in der malerischen Stadt des Landkreises Teltow Fläming an. Um 9 Uhr erreichten wir das Kulturquartier Mönchenkloster, in dem sich auch das Museum befindet. Auch in diesem Jahr erlebten wir eine erstklassige Führung durch das Museum, in welcher uns der Leiter, Norbert Jannek, kompetent und anschaulich über die mittelalterliche Stadtgeschichte Jüterbogs informierte. Bereits 1007 wurde Jüterbog erstmals urkundlich erwähnt, bis 1157 der Magdeburger Erzbischof Wichmann den Ort „Jutriboc“ ausbaute und 1174 das Stadtrecht verlieh. So wurde er zum „Manager des Jahres 1174“ wie uns Herr Jannek augenzwinkernd vermittelte. In seinen Erzählungen wurde uns die Welt der Stadt im Mittelalter lebendig vor Augen geführt. Was muss auf dem Markt von Jüterbog für ein babylonisches Sprachgewirr geherrscht haben, als sich die Fernhändler aus den verschiedenen Gegenden Europas zum Handeln getroffen haben. Wie passend, dass am selbigen Tag unseres Aufenthaltes auf dem Marktplatz auch ein buntes Treiben der Händler zu beobachten war. Während der Führung durch die Stadt wurden uns zentrale Orte des mittelalterlichen Stadtbildes vor Augen geführt. So zeigte Herr Jannek den Schülern das Rathaus, die Amtsstube des Bürgermeisters und erläuterte gleichsam die Funktionsweise jenes Hauses am Markt. Die Nikolaikirche konnte nicht nur von innen bestaunt werden, sondern wir durften Jüterbog auch von oben betrachten. So erschloss sich den Lernenden die Struktur der Stadt aus der Vogelperspektive. Dass Jüterbog auch zahlreiche Fachwerkhäuser besitzt, davon konnten wir uns auf dem weiteren Weg durch die Stadt überzeugen und erfuhren Näheres über die Bauweise solcher Häuser. In Jüterbog sind die Spuren des Mittelalters unglaublich präsent, wie die Stadtmauer, die Stadttürme, Kirchen, Klöster etc. Herr Jannek führte uns auch zur derzeit größten Baustelle in Jüterbog. Der Ausbau der Breiten Straße eröffnete uns einen Einblick in die Straßenstruktur des Mittelalters. Einen Teil des freigelegten Knüppeldammes konnten wir später sogar im Rathaus bestaunen. Solche Funde betrachten zu dürfen, lässt die Historikerherzen höherschlagen. Nach einer verdienten Brotzeit widmeten wir uns am Nachmittag dem Quellenstudium und erhielten einen Einblick in die Vielfalt des Jüterboger Stadtarchivs. Einzigartige Artefakte wurden uns durch Herrn Jannek präsentiert. Neben dem Blick auf Urkunden aus dem 13., Chroniken aus dem 14. oder Karten aus dem 17./18. Jahrhundert vertieften die Schüler ihren Blick auf jene Quellenarten. Unvermittelter, direkter kann Geschichtsunterricht nicht erfolgen. Das eine oder andere Berufsbild wurde hierbei auch erwähnt und weckte bei einigen Schülern das Interesse. Zum Ende des Tages recherchierten die Schüler/innen in diversen Chroniken und Fachbüchern zur Stadtgeschichte Jüterbogs und legten anschließend ihre Ergebnisse vor. Nach einer herzlichen Verabschiedung zogen wir in Richtung Bahnhof von dannen. Als wir wieder im Zug nach Berlin saßen, überfiel manch einen Schüler/einer Schülerin die Müdigkeit. Sicherlich träumte die/der eine oder andere von diesem rundum gelungenen Ausflug. Wir danken Herrn Jannek und Frau Hannemann für die optimale Betreuung und die Ausgestaltung jenes abwechslungsreichen Tages.

 

Das Holz von Jüterbog

Stoisch liegt es vor uns,
ausgebreitet auf der Gegenwart,
ausgegraben, entfernt , entfunktionalisiert,
da seine Zeit verloschen zu sein scheint.
Zerfurcht von den Transporten vergangener Zeiten,
Spuren die erzählen wollen vom bunten Treiben,
vom Handel, vom Trubel in der Stadt.
Es möchte bewahrt werden, bevor der Verfall einsetzt,
einbalsamiert mit den Mitteln des Jetzt,
damit das Vergangene erzählen, damit es atmen kann.
Die Luft der Gegenwart zerrt am Vergangenen, frisst
sich in die Furchen des Holzes, höhlt es allmählich aus.
Stoisch liegt es vor uns und atmet die Luft des Jetzt.
[R.E.]