Exkursionsbericht Ravensbrück

Exkursionsbericht – Besuch in der KZ-Gedenkstätte Ravensbrück (vom 04.11.- 06.11.)

  1. Tag

Mit dem Zug fuhren wir am 04.11. in die KZ-Gedenkstätte Ravensbrück. Vom Bahnhof/Fürstenberg-Havel führte uns eine zwanzigminütige Wanderung zur Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück. Auf dem Weg dorthin begegneten uns schon einige historisch relevante Artefakte, z.B. die „Müttergruppe“ von Fritz Cremer, die auf das Schicksal der inhaftierten Frauen und Kinder aufmerksam macht oder eine Wand aus Steinen, welche wiederum die Zwangsarbeit und damit den Bau der Straße durch die Häftlinge symbolisiert. Mittels der Methode des Fotospaziergangs erschlossen sich die Schülerinnen und Schüler autark das Gelände und schilderten anschließend ihre erste Begegnung mit dem Areal der Gedenkstätte. Der Gedenkstättenpädagoge Stefan Kunz nahm sich die Zeit, die Eindrücke der Lernenden aufzunehmen und uns anschließend in einer Nachführung, Fragen zu den Gegebenheiten zu beantworten. Im Fokus des ersten Tages stand natürlich auch die Arbeit in den verschiedenen Workshops. Folgende Themen wurden hierzu untersucht: Häftlinge/Häftlingsgesellschaft, Täter/innen + Prozesse, Zuschauerschaft – die Haltung der Fürstenberger, künstlerische Erzeugnisse der Häftlinge und auf dem Gelände der Gedenkstätte. Mit Leidenschaft und Akribie machten sich die Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses an die Arbeit. Es ging ein arbeitsreicher erster Tag zu Ende. Untergebracht waren wir übrigens in den ehemaligen Wohnungen der Wärterinnen, welche zur Jugendherberge umfunktioniert wurden.

  1. Tag

Neben der akribischen Arbeit in den Themengruppen, fand am zweiten Tag der Exkursion eine Einführung in das archivarische Arbeiten statt. Frau Schnell vom Archiv der Gedenkstätte erläuterte uns die schwierige Quellenlage, aber auch die erfolgreiche Beschaffungen diverser Dokumente. Da die SS noch im Jahr 1945 mit der Zerstörung der Beweismittel begonnen hatte, existieren nur noch spärliche Originaldokumente über die Grausamkeiten im Lager. Es sind aber Briefe, Zeitzeugenberichte, Zeichnungen etc. von den ehemaligen Häftlingen vorhanden, die Aufschluss über die Tyrannei im ehemaligen Konzentrationslager geben. So wird manche Biografie in einem kleinen Karton aufbewahrt und dahinter verbirgt sich ein erschütterndes persönliches Schicksal. Der Besuch im Archiv der Gedenkstätte war für uns essentiell, da die Anstrengungen der Historiker auf solchen Quellen aufbauen.

Die Arbeit an einem so stark historisch aufgeladenen Ort stellt eine hohe fachliche und emotionale Herausforderung dar. Neben der sachgerechten Auseinandersetzung schufen sich die Lernenden auch Phasen des Gedenkens, des Erinnerns an die Opfer, an die Schicksale der Frauen, Kinder und Männer im Lager. Die Historikerin Simone Erpel konstatiert in diesem Kontext: „Gedenkstätten an Orten ehemaliger Konzentrationslager sind Friedhöfe, Stätten des Gedenkens […]. Ihre Hauptaufgabe ist es, an das Leiden und den Tod der Opfer zu erinnern.“1 Parallel dazu verbalisierten die Lernenden ihr Entsetzen zum kaltblütigen Vorgehen der Täter und in diesem Kontext vornehmlich der Täterinnen.

Hierzu überzeugte vor Ort die Ausstellung zur artikulierten Thematik.

  1. Tag

Der dritte Tag stand im Zeichen der Präsentationen und Reflexionen. Im Beisein von Herrn Dr. Heyl (Leiter des pädagogischen Dienstes) wurden die Arbeitsergebnisse der Lernenden in äußerst ansprechenden Präsentationen vorgestellt, kommentiert und die letzten Tage vor Ort reflektiert.

Ein großes Dankeschön geht an Thomas Kunz für die hervorragende Betreuung, die begleitenden Anregungen und die zahlreichen inhaltlichen Impulse. Frau Schnell sei gedankt für den pointierten Vortrag im Archiv der Gedenkstätte. Dank an Frau Nägel und ihrem Team von der Jugendherberge Ravensbrück für die gepflegte Unterbringung und das gute und reichliche Essen. Abschließend ein Dankeschön an Dr. Matthias Heyl für die Koordinierung der Abschlussrunde.

Das intensive Arbeiten an jenem sensiblen und authentischen Ort hat nicht nur den Blick auf die historischen Prozesse intensiviert, sondern auch einen bewussten Umgang mit jenem Teil der Erinnerungskultur geschärft.

„Alle ehemaligen Lager drücken das gleiche Gefühl von Horror und Abscheu aus, nichts kann sie vergessen machen, und ihre Existenz sollte helfen zu zeigen, was sich nie wieder ereignen darf auf der ganzen Welt.“ (Annette Chalu, 20042)

 

Robert Eichelbaum [Fachlehrer Geschichte]

1 Erpel, Simone: Einführung, S. 19. In: Erpel, Simone (Hrsg.): Im Gefolge der SS: Aufseherinnen des Frauen-KZ Ravensbrück. Begleitband zur Ausstellung, Schriftenreihe der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Band

17, Metropol, 2. Auflage, Berlin 2011, S. 15-36.

2 zentrale Ausstellung auf dem Gelände der Gedenkstätte Ravensbrück